DOKUARTS
Zeughauskino Berlin
4.-21. Oktober 2018
Harry Gruyaert - Photographer
„Die Dinge ziehen mich an und ich ziehe die Dinge an“ - so beschreibt Harry Gruyaert die Magie seiner fortwährenden Jagd nach jenen beglückenden Momenten, in denen sich Realität visuell enthüllt.
Der gebürtige Flame Gruyaert, seit 1982 Mitglied der legendären Fotoagentur Magnum, sieht sich als „Street Photographer“. Während manche Kollegen den Begriff ablehnen, füllt ihn Gruyaert auf ganz eigene Art mit Leben – und vor allem mit Farbe. Gerrit Messiaen lässt den Zuschauer mit geschickt montierten Bildbeispielen physisch erleben, warum Gruyaert als einer der ersten Fotografen gilt, die „in Farbe denken“. Doch obwohl er Farbe in einer für die dokumentarische Fotografie neuartigen Weise einsetzte, reduziert ihn Messiaen nicht auf das Etikett „Meister der Farbe“. Seine offene und unformatierte Erzählweise baut dagegen viele Zugänge in das vielschichtige Leben und Werk eines Wanderers zwischen Ost und West und kommt dabei ganz ohne interpretatorischen Überbau aus.
Messiaen lässt die Bilder atmen mit einer nie nur gefälligen Musik, die dramaturgische Bögen schafft und die die Wanderungen des rastlosen Flaneurs durch Zeitläufte, Kulturen und Kontinente subtil kommentiert und kontrastiert.
Ein unwiderstehlicher Reiz des Films liegt darin, Gruyaert bei der Arbeit zu beobachten. Unwillkürlich fragt sich der Betrachter zuweilen: was genau fotografiert Gruyaert denn gerade eigentlich? Nur um im nächsten Moment die auf den ersten Blick eher nichtssagenden Motive in bestechend schöne Kompositionen umgesetzt zu sehen.
(sh)
Gerrit Messiaen
Gerrit Messiaen, 1964 in Kortrijk geboren, studierte Kommunikations-, Film- und Politikwissenschaften an der Universität von Gent und Brüssel. Nach einer Ausbildung in der Abteilung Fiktion des Flämischen Rundfunks arbeitete er zwei Jahre lang als Produzent für Frans Buyens und Lydia Chagoll. 1996 realisierte er mit Robert Visser A Journey with Paul Cox, ein dokumentarisches Porträt des australischen Filmemachers, das auf verschiedenen internationalen Filmfestivals gezeigt wurde. 1998 realisierte Gerrit Messiaen die Kurzdokumentation Roberte’s dans. Bis zum letzten Atemzug wurde 2000 auf dem Brüsseler Filmfestival als bester belgischer Dokumentarfilm ausgezeichnet. Sein Dokumentarfilm Lucien Hervé, photographe malgré lui wurde weltweit auf Festivals gezeigt, unter anderem bei DOKUARTS 2013.