Wolfgang Laib - Here, Now and Far Beyond

„Ich habe große Schwierigkeiten mit Kunst in unserer Kunstwelt, in der man jede Woche etwas anderes machen soll. Und jede Woche etwas Neues. Das ist das Problem unserer Kultur. Wiederholung und Reihung waren für mich immer sehr essenziell. Ich sehe darin eine unglaubliche Potenzialität und Kraft." (Wolfgang Laib)

Seit seinen ersten Reisen nach Indien in den frühen 70er Jahren prägen östliche Philosophien das Leben und die künstlerische Praxis Wolfgang Laibs. Leben und Werk sind bei ihm nicht trennbar. Seit langer Zeit konzentriert sich der Künstler, einst gelernter Mediziner, auf wenige Naturmaterialien wie Milch, Blütenpollen, Reis oder Wachs. Sei es der Blütenstaub, den er im Frühling mit der Hand sammelt und später zu leuchtend gelben Bodenrechtecken aussiebt oder das wochenlange Schleifen von Marmorblöcken für seine „Milchsteine“ - seine Kunst trotzt unserer schnelllebigen, reizüberfluteten Gegenwart und der Geschäftigkeit des Kunstbetriebs, nimmt sich Zeit und bleibt in die Kreisläufe der Natur eingebunden. Lange bevor der Begriff Nachhaltigkeit in das allgemeine Bewusstsein drang, hat sich Laib aus einer tiefen künstlerischen und universalistischen Überzeugung heraus für diesen Weg entschieden. Östliches und Westliches, Vergangenheit und Gegenwart, Natur und Kunst, finden bei ihm zu einer Einheit. In einem meditativen Porträt beobachtet die Filmemacherin den Künstler bei der Arbeit und begleitet ihn zu den - erstaunlich unterschiedlichen - Orten, an denen sein Werk entsteht: seine Heimat in Oberschwaben, Tamil Nadu im Süden Indiens und New York. Die Kameraarbeit macht dabei nicht nur die wechselnden Jahreszeiten und Orte direkt erfahrbar, sondern reflektiert in ihren Bildern und durch die sensible Filmmusik die kontemplative Schönheit, die der Arbeit Laibs eigen ist.

Maria Anna Tappeiner

Maria Anna Tappeiner ist Autorin und Regisseurin vor allem für die Kulturkanäle Arte und 3sat. Für das Fernsehen hat sie längere Dokumentarfilme und Künstlerporträts gedreht, zum Beispiel über KünstlerInnen des Surrealismus, Marc Chagall, Richard Serra, William Kentridge, Nam June Paik und viele andere. Darüber hinaus macht sie Ausstellungsfilme für Museen und künstlerische Experimentalfilme außerhalb der Formatvorgaben des Fernsehens. Mehrere Filme wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Ihr Film "Richard Serra – Seeing is Thinking "war 2008 Finalist bei den International Emmy Awards in New York.

"Meine Kulturdokumentationen und Künstlerporträts gehen immer von der Arbeit und der künstlerischen Haltung aus. Sie verbinden Werkbeobachtungen mit Gesprächen über die Arbeitsweise der Künstler und erkunden die Hintergründe der Entstehung des Werks. Trotz oder gerade wegen der ähnlichen Herangehensweise ist jeder Film anders, was an den unterschiedlichen Arbeitsweisen und Künstlerpersönlichkeiten liegt."