Between Two Cinemas
Der Filmemacher und renommierte Filmrestaurator Ross Lipman gehört derzeit sicher zu den aufregendsten Figuren der amerikanischen Independent-Szene. Auch sein neues Werk, eine Mischform aus autobiografischem Essay, neu bearbeiteten Kurzfilmen und unveröffentlichtem Archivmaterial – u.a. zu Andreij Tarkovskij und Stan Brakhage – und einem langen Gespräch mit dem experimentellen Filmemacher Bruce Baillie, macht dies deutlich. Form und Technik sind für Lipman ausgesprochen wichtige Elemente und jeder seiner Filme findet durch sie seine eigene passende Sprache. So erhält auch „Between Two Cinemas” durch Collagetechnik und Künstlerkollaborationen einen ganz besonderen Ton. Es geht Lipman um die Frage, wie er die Fragmente seiner eigenen Künstlerbiografie und die widerstrebenden Einflüsse, auf denen seine Arbeit ruht, miteinander versöhnen kann: Abstraktion und Realismus, Avantgarde und Spielfilm, Amerika und Europa. „Between Two Cinemas” ist ein faszinierender persönlicher Rückblick – selten kann man einem Künstler so nah und anschaulich bei der Reflexion seines eigenen Schaffens zuschauen - zugleich geht es ihm um Fragen der Wahrnehmung und des Sehens. Es ist verblüffend, mit welcher Leichtigkeit dieser Filmemacher derartige Bögen schlagen kann. Große philosophische Fragen und erstklassige Unterhaltung schließen sich bei ihm nicht aus. Unterstützt durch die kontemplative Musik des ungarischen Komponisten Mihály Víc gelingt es Ross Lipman einmal mehr, uns für das „Abenteuer der Wahrnehmung“ (Stan Brakhage) zu begeistern.
Ross Lipman
Ross Lipman ist Filmemacher, Essayist und Archivar. Als ehemaliger leitender Filmrestaurator am UCLA Film & Television Archive hat er zahlreiche Filme restauriert, darunter Charles Burnetts "Killer of Sheep", Kent Mackenzies "The Exiles", "The Times of Harvey Milk" sowie Werke von Charlie Chaplin, Orson Welles, Shirley Clarke, Kenneth Anger, Barbara Loden, Robert Altman, Bruce Conner und John Cassavetes. Lipmans Filme wurden u.a. auf dem Locarno Film Festival, den Balazs Bela Studios in Budapest, dem Academy Film Archive oder den Anthology Film Archives aufgeführt und gesammelt. Sein Dokumentarfilm "Notfilm" (2015) wurde auf dem London International Film Festival uraufgeführt und bei DOKUARTS als Deutschlandpremiere gezeigt. Lipmans Schriften über Filmgeschichte, Technologie und Ästhetik wurden in Artforum, Sight and Sound und zahlreichen akademischen Büchern und Zeitschriften veröffentlicht. Seine jüngste Live-Dokumentation, "The Exploding Digital Inevitable on Bruce Conner's Crossroads", wurde 2017 auf dem Rotterdam International Film Festival uraufgeführt und war 2018 Teil der Filmauswahl von DOKUARTS.