Getting It Back - The Story of Cymande

Muss eine Band berühmt sein, um über Generationen hinweg die musikalisch-spirituellen Erfahrungswelten von Musikern und Musikliebhabern mitzugestalten? „The Story of Cymande”, die Geschichte einer Funkband, die im London der 1970er Jahren entstand, ist eine Erfolgsgeschichte. Über dem Beat von Cymandes Musik fügt der britische Dokumentarfilmer Tim MacKenzie-Smith die persönlichen Geschichten der Bandmitglieder, Live-Mitschnitte und Archivmaterial elegant zusammen und zeichnet nach, wie „the British black super group that never was“ endlich ihre wohlverdiente Anerkennung erhält. Etwas unterscheidet allerdings den Werdegang dieser Band von anderen Geschichten über späten Ruhm: Auch wenn der Name „Cymande” heute fremd und unbekannt klingen mag, wird sich die Musik der Gruppe für die meisten höchstwahrscheinlich instinktiv angenehm und vertraut anfühlen. Es geht hier nicht nur um Ruhm, sondern auch um die Macht von Musik und Kultur, uns subtil aber eindrücklich an unsere Menschlichkeit zu erinnern. Im Großbritannien der Nachkriegszeit, einer Zeit der Rassenunruhen, in der konservative Weiße von der „mono-rassischen” britischen Nation fantasierten, verschmolzen die Mitglieder von Cymande die musikalischen Stile ihrer verschiedenen karibischen Herkunftsländer zu einem einzigartigen und radikal neuen Sound. Ein Sound, der, obwohl rassistische Vorurteile der Band den Weg zum Ruhm versperrten, bei Musikliebhabern auf so ungeheure Resonanz stieß, dass Cymandes Songs noch lange nachdem die Band sich bereits aufgelöst hatte, lebendig blieben. Eine hochkarätige Riege renommierter Musiker bezeugt in MacKenzies Dokumentarfilm den tiefgreifenden Einfluss, den Cymande nicht nur auf ihre Kunst, sondern auch auf ihre Lebens- und Gefühlswelten ausgeübt hat. Voller Hoffnung lädt „Getting It Back“ dazu ein, zu würdigen und zu feiern, wie eine Band, der einst aufgrund von rassistischer Spaltung der Erfolg verwehrt blieb, schlussendlich zu Ruhm gelangt – ironischerweise nicht zuletzt deshalb, weil sie durch Zitat und Sampling über Generationen eine universelle, inklusive und nicht-polarisierende Präsenz in der Musik von heute erlangt hat.

Tim MacKenzie-Smith

Tim MacKenzie-Smith ist ein preisgekrönter britischer Filmemacher, der vor allem für Sportdokumentarfilme wie "Keane & Vieira: Best Of Enemies" (2013), "The Mavericks" (2016), "Rooney: The Man Behind The Goals" und "The Trilogie: Fury v Wilder" (2021) bekannt ist. Als leidenschaftlicher Cymande-Fan hat er die letzten fünf Jahre mit der Arbeit an diesem Film verbracht und ist nun stolz darauf, der Welt ihre Geschichte näher zu bringen.