Ever Deadly

„Ever Deadly” beginnt mit einer langen Szene: vor einer arktischen Landschaft singen zwei Kehlkopf-Sängerinnen. Sie stehen so dicht beisammen, dass ihre Lippen sich fast berühren. Ein intensiver Filmbeginn und der passende Auftakt für ein Porträt der Inuk Kehlkopf-Sängerin Tanya Tagaq. Die experimentelle Musikerin hat den Film gemeinsam mit der mehrfach ausgezeichneten Regisseurin Chelsea McMullan realisiert. Für die im Film geführten Gespräche begab sich die Crew in Tagaqs Heimat, Cambridge Bay in Nunavut, um den Kontext, aus dem ihre Musik stammt, erfahrbar zu machen. Wir sehen die Künstlerin mit ihrer Familie, die atemberaubende nördliche Landschaft, der sie sich verbunden fühlt, und hören von der dunklen Kolonialgeschichte Kanadas und den damit verbundenen Traumata, die bis heute nicht geheilt sind. Landschaftsaufnahmen, Interviews, Familiengeschichten und Archivmaterial werden durch Tagaqs Texte und die für den Film animierten Zeichnungen der Inuit-Künstlerin Shuvinai Ashoona zusammengehalten. Das Zentrum der Dokumentation bildet jedoch eine improvisierte Live-Performance der Künstlerin, zu der die Kamera immer wieder zurückkehrt. „Time went for a walk“ heißt es in einem von Tagaqs Gedichten mit Bezug auf das weite Land und doch spürt man es selbst noch in der Enge dieses Bühnenraums; ihre Musik macht die tiefe Bedeutung, die Land und Geschichte für die kanadische Stimmkünstlerin haben, körperlich erlebbar. Tanya Tagaq ist mittlerweile auch in Deutschland als Sängerin und Autorin bekannt. Dieses vielschichtige, musikalische Filmerlebnis wird noch viele Menschen mehr in ihren Bann ziehen.

Chelsea McMullan und Tanya Tagaq

Chelsea McMullan

Chelsea McMullan (they/them) ist eine der führenden Filmemacherinnen Kanadas. McMullan macht Dokumentarfilme, experimentelle Erzählungen und hybride Filme, die die Arbeit führender internationaler Künstler erforschen. Frühe Spielfilme, darunter "My Prairie Home" (2013), ein Musikdokumentarfilm über die bahnbrechende Transgender-Musikerin Rae Spoon, wurden auf dem Sundance Film Festival, dem Toronto International Film Festival, True/False und anderen internationalen Festivals und Veranstaltungsorten aufgeführt. McMullan arbeitet auch als Regisseur:in für Fernsehproduktionen, darunter bei Episoden der Dokumentarserien "This Is Pop" (Netflix/Crave) und "In the Making" (CBC). McMullans neue Dokumentarserie "Swan Song", die 2023 auf CBC und international ausgestrahlt wird, begleitet das National Ballet of Canada beim Wiederaufbau nach der COVID-19-Krise und dabei, eine der ehrgeizigsten Produktionen seiner Geschichte auf die Beine zu stellen.

Tanya Tagaq

Die aus Nunavut stammende Tanya Tagaq ist Improvisationssängerin, Avantgarde-Komponistin und Autorin. Als Mitglied des Order of Canada, Gewinnerin des Polaris Music Prize und des JUNO Award sowie Trägerin mehrerer Ehrendoktorwürden ist Tagaq eine originelle Innovatorin und eine Persönlichkeit, die an vorderster Front für seismische soziale, politische und ökologische Veränderungen steht. Tagaqs preisgekrönter Debütroman "Split Tooth" (2018) wurde ins Deutsche und Französische übersetzt. Tagaq hat außerdem Stücke für das Kronos Quartet und das Toronto Symphony Orchestra komponiert und eine Klanginstallation für das National Maritime Museum in London geschaffen. Darüber hinaus tritt sie auf internationalen Festivals auf, darunter Dark Mofo, Bonnaroo, Big Ears, das Helsinki Festival oder Aarhus, sowie in der Carnegie Hall und dem Lincoln Center .