100 Ways to Cross the Border
„Performance Artist, writer, radical pedagogue, Public Citizen & activist against all borders”, so lautet die Selbstbeschreibung des mexikanisch/chicano Perfomancekünstlers Guillermo Goméz-Peña. Seine Arbeiten sind Provokationen, künstlerische Interventionen, die Ideen auf den Kopf stellen und ihnen in dieser Verschiebung, den Spiegel vorhalten. Es ist kein Wunder, dass Kunstkritiker sich neue Begriffe wie „Ethno-Techno Art“ oder „Chicano Cyber-Punk Performances“ ausdenken, um die Auftritte zu beschreiben, mit denen Goméz-Peña und seine internationale Künstlerorganisation „La Pocha Nostra“ seit 40 Jahren Debatten um Institutionen, Identitäten und andere Grenzen entfachen. Amber Bemak konnte die Grenzverschiebungen à la Goméz-Peña am eigenen Leib erfahren und genau das merkt man ihrem unerschrockenen, performativen Dokumentarfilm an, in welchem sie selbst auf beiden Seiten der Kamera agiert. Mithilfe einer Mischung aus exklusivem Archivmaterial, Interviews, Manifestos und Performance-Szenen gelingt ihr ein Porträt, das zwischendurch einem Duell gleicht. Sogar aus der scheinbaren Sicherheit des Kinosessels heraus fühlt man sich, als träfe man hier auf eine nicht klassifizierbare Naturgewalt, in der Sinn und Unsinn durcheinanderwirbeln. Der mexikanisch-amerikanische Autor Luis Alberto Urrea – auch er ein „Grenzexperte“ – bezeichnet Grenzen als Schwellenräume und er formuliert eine politische Utopie, einen Traum, um den es auch Goméz-Peña zu gehen scheint: „The possibility of our time is to evolve the old melting pot to the 21st-century richness of »us« – with all the mess and necessary humor required“. Unordnung und Humor gibt es in diesem Film genug, um zumindest ein paar Grenzen zu überqueren.
Amber Bemak
Nachdem sie mehrere Jahre in Mexiko-Stadt und sieben Jahre zwischen Indien und Nepal gelebt hat, residiert Amber Bay Bemak heute in Dallas. Sie ist Filmemacherin, Künstlerin und Pädagogin und ihre kreative Praxis ist im Experimental- und Dokumentarfilm verwurzelt. Bemak arbeitet oft filmisch und performativ mit ihrem eigenen Körper, um verschiedene symbolische kulturelle Codes und Machtstrukturen darzustellen. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Brooklyn Museum, im Rubin Museum of Art und im Tamayo Museum und auf Filmfestivals in Oberhausen, dem BAM cinemafest, BFI London, Ann Arbor, DocLisboa und Morelia gezeigt. In Indien, Nepal, Kenia, Mexiko und den Vereinigten Staaten war Bemak als Dozentin für Filmtheorie und -praxis tätig. Derzeit arbeitet sie an ihrem zweiten Langfilm, "Cosmic Moose and Grizzly Bears Ville", einem Dokumentarfilm über ihren Onkel Peter Valentine und dessen magisches Haus.