The Photograph
Jeder von uns hat schon einmal die verblichene Fotografie eines Verwandten in den Händen gehalten und im Blick des Porträtierten nach Ähnlichkeit und Geschichte gesucht. Mit solch einem Foto beginnt der Film des aus Curaçao stammenden Regisseurs Sherman De Jesus. Es ist die einzige Fotografie, die er von seinem Großvater besitzt. Die Suche nach der Herkunft des Bildes führt den Filmemacher nach Harlem, zum ehemaligen Fotostudio James Van Der Zees. Van Der Zee war in den 1920ern Teil der sogenannten Harlem Renaissance, jener Künstlerbewegung, die das New Yorker Viertel zu neuem Leben erweckte und als kulturelles Zentrum des Black America bekannt machte. Die Schriftstellerin Toni Morrison bewunderte die erzählerische Qualität und die Menschlichkeit in den Arbeiten des Fotografen und Sherman De Jesus setzt mit seinem Film dort an. Durch den dramaturgisch klugen Einsatz des eindrucksvollen Musik- und Bildmaterials macht er den Zeitgeist der Harlem Renaissance unmittelbar erfahrbar und zeigt ihr Fortwirken bis in die Gegenwart. Der Film handelt von menschlicher Kreativität, von Identitätsfindung und -behauptung und von Widerstand; damals gegen Lynchmorde, Segregation und Zukunftslosigkeit, heute gegen Rassismus und gegen den Ausverkauf eines Viertels, das den alten und neuen Bewohnern weit mehr als nur ein Wohnort ist. So wie Van Der Zee ist auch Sherman De Jesus ein begnadeter Erzähler - ausgehend von einem kleinen Fragment persönlicher Geschichte tritt er eine faszinierende Reise zurück in die Zukunft an.
Sherman De Jesus
Sherman De Jesus ist ein preisgekrönter Produzent und Regisseur. Zu seinem Werk als Produzent gehören Spiel- und Dokumentarfilme wie "The World According to Monsieur Khiar" (2015), "Souls of Naples" (2005) oder "Boy Ecury" (2003). Bei "A Shtetl in the Caribbean" (2014) führte Sherman De Jesus Regie, ebenso bei "Everything Must Change - Piet Zwart" (2012), der im Rahmen von DOKUARTS lief. Zu seinen Filmen über Kunst gehören "Jan Schoonhoven - Official 18977" (2005), der ebenfalls bei DOKUARTS sowie beim Netherlands Filmfestival, dem EU Documentary Film Festival in Russland und dem Visual Arts Festival Ecofilms in Griechenland gezeigt wurde, "All is Light – Jan Henderikse" (2001), der beim New York Film & Video Festival den Preis für den besten internationalen Dokumentarfilm gewann, und "The Zero Revolution" (2015), der in die offizielle Auswahl des Netherlands Filmfestivals aufgenommen wurde und in Museen wie dem Solomon R. Guggenheim Museum New York zu sehen war.