DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
10.09.–12.10.2014

Of Time and the City

Die Geschichte des Dokumentarfilms begann in der Großstadt, die als starkes Motiv am Anfang der Filmgeschichte stand. Die Großstadt als Symphonie und Musik als strukturierendes Gestaltungselement sind wesentliche Charakteristika vieler früher Filme. Der in Liverpool geborene Spielfilmregisseur Terence Davies hat in dieser Tradition eine filmische Oper geschaffen, ein „Liebeslied oder einen Lobgesang“ auf seine Heimatstadt – jenseits von den Beatles und Fußball. Die Gesamtkomposition bildet eine unerhörte und ergreifende Symphonie aus verschiedenen Elementen – seltene Archivaufnahmen und heutige Beobachtungen, die dramatische Erzählerstimme des Regisseurs, Musik u. a. von Anton Bruckner, die Stimme der rumänischen Sopranistin Angela Gheorghiu und Gedichte wie Four Quartets (1945) von T. S. Eliot. Die dargestellte Geschichte Liverpools zeugt von der persönlichen Verbundenheit und Auseinandersetzung des Regisseurs mit Armut, Katholizismus und Homosexualität sowie dem phönixhaften Aufstieg der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg.

Terence Davies

Terence Davies zählt zu den renommiertesten Filmemachern von heute. Seine ausschließlich in Liverpool spielende düstere und eindrückliche Trilogie Children (1976), Madonna and Child (1980) und Death and Transfiguration (1983) entwickelt ausdrucksstarke Motive von verbotener Sexualität, Katholizismus, Gewalt, Verlust, Tod und Kindheit. Erst in seinem Film Distant Voices, Still Lives (1988), der erneut von seiner Liverpooler Herkunft inspiriert wurde, versetzt Davies diese Motive mit einem Gefühl der Hoffnung, das über das Elend und die Strapazen des Alltags hinausweist. The Long Day Closes (1992) spielt ebenfalls in Liverpool, House of Mirth (2000) wurde mit zahlreichen Preisen prämiert. Auch sein letzter Film, The Deep Blue Sea (2011) mit Rachel Weisz und Tom Hiddleston, erntete viel Kritikerlob.