DOKUARTS
Zeughauskino Berlin
4.-21. Oktober 2018
SYMPOSIUM UNFORMATIERT / BEYOND FORMAT
Begleitend zur Filmwerkschau und in Kooperation mit dem European Documentary Network fand im Anschluss an die Festivaleröffnung das 4. DOKUARTS-Symposium statt, das sich in diesem Jahr mit der historischen, gegenwärtigen und fortschreitenden Formatisierung der Medien- und Kulturlandschaft, sowie mit den Zusammenhängen zwischen Produktionsbedingungen, Ästhetik und Politik von Filmen zur Kunst auseinandersetzte und Zukunftsperspektiven für den unformatierten Dokumentarfilm diskutierte.
Datum Freitag, 5. Oktober 2018, 14–20 Uhr
Ort Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums, Unter den Linden 2, 10117 Berlin
Konferenzsprache Deutsch und Englisch
KEYNOTE
Die äußere Wirklichkeit. Anmerkungen / Überlegungen zum Verhältnis von Fotografie und Dokumentarfilm
Bernd Stiegler, Professor für Neuere Deutsche Literatur im medialen Kontext, Universität Konstanz
Siegfried Kracauer hat in seiner „Theorie des Films“ nicht nur die Fotografie und den Film ontologisch aneinandergekettet, sondern daraus auch ein dezidiertes ethisch-politisches Programm abgeleitet. Die besondere Kraft der beiden Medien besteht dabei im Nicht-Kontrollierten, im Unformatierten. Wie lässt sich dieses Programm auf die veränderte Situation der Gegenwart beziehen? Oder ist es längst obsolet geworden?
CASE STUDIES
Perspektiven für den unformatierten Dokumentarfilm
Paul Pauwels, Direktor European Documentary Network, Kopenhagen
Die Dokumentarfilm-Landschaft erfährt rasante Veränderungen. Die digitale Revolution transformiert nicht nur den Produktions- und Postproduktionsprozess, sondern beeinflusst auch die Art und Weise, wie Dokumentarfilme konsumiert und verbreitet werden. Zwar überwiegen die traditionellen Formate nach wie vor, aber wie lange noch? Wo gibt es überhaupt noch Freiräume für den unformatierten Dokumentarfilm jenseits der traditionellen Formate? Würden mit dem Verschwinden der linearen Übertragung auch die derzeitigen Formate verloren gehen? Wäre das eine Katastrophe oder ein versteckter Segen?
Format, Form und Macht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland
Sabine Rollberg, Kunsthochschule für Medien Köln
Sabine Rollberg ist Professorin für künstlerische Fernsehformate an der Kunsthochschule für Medien Köln und war von 1999 bis 2017 Leiterin der ARTE Redaktion des WDR. Ihr Vortrag ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Entwicklungsgeschichte des Kultursenders ARTE, der immer weniger Sendeplätze und vor allem weniger Ressourcen für nicht-formatierte Dokumentarfilme bereithält. Was sind die Gründe für den schwindenden Stellenwert von unformatierten Dokumentarfilmen im Fernsehen und bleiben zukünftig nur Museen und Festivals als Spielorte für diese Filme?
Das Private ist immer noch politisch!
Barbara Visser, Künstlerin, Filmemacherin, Amsterdam
Spezialisiert auf ungewöhnliche Essayfilme und Dokumentarfilme über kulturelle und wissenschaftliche Phänomene, war die vielfach ausgezeichnete niederländische Künstlerin und Regisseurin 2017 künstlerische Leiterin des weltgrößten Dokumentarfilmfestivals IDFA in Amsterdam. Welche Bedeutung misst sie Künstlerportraits und Filmen zur Kunst bei und wie sind die Zukunftsperspektiven des Genres innerhalb der stark politisierten Dokumentarfilmbranche?
Die Rechte des Filmemachers - Eine Kubrick Fallstudie
Tony Zierra, Filmemacher, Los Angeles
Mit seinem kühnen Dokumentarfilm Filmworker, der den Karriereweg des Schauspielers und Stanley Kubrick-Assistenten Leon Vitali nachzeichnet, hinterfragt Tony Zierra die Arbeitsmethoden des berühmten Regisseurs. Als Filmemacher und Produzent musste sich Zierra dafür mit Warner Bros. und Kubricks Familie auseinandersetzen und machte aufgrund unbezahlbarer Lizenzkosten und um die eigene Unabhängigkeit zu wahren vom Zitatrecht Gebrauch. Der an Archivmaterial reiche Film feierte seine Weltpremiere in Cannes. Zierra gibt Einblicke in seinen spannenden Produktionsprozess.
PANELDISKUSSION
Mit: Paul Pauwels, Sabine Rollberg, Bernd Stiegler, Barbara Visser, Tony Zierra
LIVE-ESSAY UND SCREENING
Crossroads and The Exploding Digital Inevitable
Ross Lipman, Filmemacher, Archivar, Filmrestaurator, Los Angeles
Bruce Conners meditative Montage von Originalaufnahmen des ersten Unterwasser-Atombombentests auf dem Bikini Atoll (1946) ist in einer restaurierten digitalen Fassung zu sehen. Eingebettet wird Crossroads in einen zweiteiligen „Live- Essay“ des Dokumentarfilmers, Restaurators und Filmwissenschaftlers Ross Lipman. Anhand von Interviews und Archivmaterial erzählt er die erstaunliche Produktionsgeschichte und setzt das Meisterwerk des unformatierten Films in einen kulturhistorischen Kontext.
Moderation des Symposiums:
Jörg Taszman (Filmjournalist, u.a. für Deutschlandradio Kultur, Die Welt, epd Film)