DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
19.09.–14.10.2012

LʼOuragan Kalatozov

Das russische Kino weist eine enorm reiche Tradition an Regisseuren auf, deren Filme – obwohl nicht unbekannt im Westen – erst seit Kurzem genauer untersucht werden. Von diesen „unsichtbaren“ Regisseuren ragen die wenigsten so auffällig heraus wie der georgische Meister Mikhail Kalatozov, dessen Filme mit ihrer virtuosen Kameraarbeit und Mise en Scène zahlreiche Regisseure und Kameraleute nachhaltig beeinflussten. Obwohl Kalatozov, oberflächlich betrachtet, wie ein loyaler Diener des sowjetischen Staates wirkt, unterwandern seine Filme bei genauerer Betrachtung die Lehren des Sozialrealismus. Ob man Vorkriegsklassiker wie Das Salz Swanetiens (1930) und Der Nagel im Boot (1932) oder später entstandene, international gefeierte Filme wie Die Kraniche ziehen (1957) und Ich bin Kuba (1963) studiert, Kalatozovs Lebenswerk verfügt über eine ungebrochene Energie und einen nicht enden wollenden Ideenreichtum. Anhand von Filmausschnitten und der Analysen von Filmkritikern erforscht LʼOuragan Kalatozov sowohl Kalatozovs Filme als auch die Lebensgeschichte eines außergewöhnlich begabten Cineasten, dessen verworrene Beziehung zum Stalinismus aufzudröseln ein besonderes Anliegen von Patrick Cazals’ Film ist.

Patrick Cazals

Patrick Cazals studierte Film und Philosophie in Paris und hat seit 1976 fast 50 Dokumentarfilme gedreht. 1987 gründete er die Produktionsfirma
Les Films du Horla und widmet sich seither Dokumentarfilmen und Künstlerporträts, darunter: Sergueï Paradjanov (1988), Doisneau in Towns, Doisneau in Fields (1993), Bohumil Hrabal (1995), Amrita Sher-Gil, an Indian Rhapsody (2002), Sartre and de Beauvoir Tribulations to Caucasus (2003), Arthur Rimbaud, Cyprus Poste restante (2006), Rouben Mamoulian, The Golden Age of Broadway and Hollywood (2007). Zur Zeit dreht Cazals einen Film über die Schauspielerin Musidora.