DOKUARTS
Zeughauskino Berlin
10.-27. Oktober 2019

Rania Stephan

Die Künstlerin und Filmemacherin Rania Stephan schloss das Studium der Filmwissenschaften an der Latrobe University in Australien und der Universität Paris VIII ab. Sie lebt und arbeitet in Beirut. Ihre Videos und kreativen Dokumentarfilme kennzeichnen ein Spiel mit verschiedenen Genres und die langanhaltende Erforschung von Erinnerung, Identität, der Archäologie des Bilds und der Figur des Detektivs. Verankert in der turbulenten Realität ihres Landes, geben ihre Filme eine persönliche Perspektive auf politische Ereignisse. Wenn Stephan zufällige Begegnungen mit Einfühlsamkeit und Humor filmt, verleiht sie dem rohen Bild eine poetische Schärfe. Die Arbeit mit Archivmaterial stellt eine grundlegende Suche in ihrem Werk dar. Indem sie sich bewegten und unbewegten Bildern nähert - teils Detektivin, teils Filmliebhaberin - zeichnet sie die Abwesenheit und die Erinnerung nach, die diesen Bildern ursprünglich sind. Als Künstlerin hatte Stephan verschiedene Einzel- und Gruppenausstellungen. Ihr Spielfilm „The Three Disppearances of Soad Hosni“ (2011), der auch bei DOKUARTS gezeigt wurde, gewann internationale Anerkennung und eine Vielzahl von Auszeichnungen. Rania Stephan wird von der Marfa’ Gallery in Beirut vertreten.

Ich & mein Schatten

„Im Herzen des Gedichts wohnt ein anderes Gedicht, im Herzen des Herzens wohnt eine Abwesenheit, im Herzen der Abwesenheit liegt mein Schatten."

Auf diese Worte stieß ich zufällig beim Vorbereiten meiner Zeilen. Geschrieben hat sie die argentinische Dichterin Alejandra Pizarnik, die sich mit 36 Jahren das Leben nahm. Hier dienen sie der Veranschaulichung meiner Bearbeitungspraxis als dem künstlerischen Weg zur Schaffung von Filmen und Bildern.
Wenn man mit Archiven arbeitet, ist man ganz unmittelbar mit dem Phänomen der Verschachtelung konfrontiert. Anhand von Beispielen aus meiner eigenen Arbeit (Train-Trains 1, Memories of a Private Eye, Threshold) möchte ich in meinem Vortrag auf den Akt der Bearbeitung eingehen und darauf, dass ich diesen als ein Mittel des Widerstands betrachte, der es ermöglicht, unsere Repräsentation der Welt durch Film zu nuancieren. Ich konzentriere mich dabei nicht allein auf die Filme selbst, sondern auch auf die mir zur Verfügung stehenden unterschiedlichen digitalen Bearbeitungswerkzeuge (Avid, Final Cut, Adobe Premiere) und darauf, wie diese unser Verhältnis zum Material selbst formen können.